Schwangerschaft

Die Myasthenie grundsätzlich kein Hindernis für eine Schwangerschaft. Die MG wird nicht weitervererbt (bei CMS sieht das etwas anders aus, die Rücksprache mit einem kompetenten Arzt ist sehr sinnvoll), und die Muskeln der Gebärmutter werden nicht durch die Myasthenie beeinträchtigt. Trotzdem sind einige Dinge rund um die Schwangerschaft zu beachten. Schwangerschaften bei MGlerinnen müssen grundsätzlich als Risikoschwangerschaften angesehen werden, eine gute Zusammenarbeit zwischen der Frau, dem behandelnden Neurologen und dem Gynäkologen ist sehr wichtig!

Vor der Schwangerschaft:

Was vor der Schwangerschaft beachtet werden sollte, hängt natürlich ganz maßgeblich davon ab, wie schwer die Myasthenie ist und welche Medikamente eingenommen werden. Wer nur mit Mestinon wunderbar zurecht kommt oder gar ohne Medikamente, braucht sich im Vorfeld nicht allzu viele Gedanken zu machen.

Anders sieht es aus, wenn Immunsuppressiva notwendig oder sinnvoll sind. Grundsätzlich ist es natürlich besser, in diesen Zeiten keine Kinder zu bekommen, denn diese Medikamente können – zumindest theoretisch – Schäden beim Kind verursachen. Bevor nun die Immunsuppressiva abgesetzt werden für eine Schwangerschaft, ist es eventuell sinnvoll abzuklären (ärztlich, nicht im Selbstversuch mit einem Zwinkern), wie es mit der Fruchtbarkeit bei Frau und Mann aussieht, um mögliche Probleme im Vorfeld behandeln zu können. Geben der Frauen- und Männerarzt dann grünes Licht, können die Immunsuppressiva abgesetzt oder durch Kortison ersetzt werden.

Aber leider lassen sich Schwangerschaften nicht immer so perfekt planen… Sollte es während der Behandlung mit Immunsuppressiva zu einer ungeplanten Schwangerschaft kommen, muss umgehend der Arzt informiert werden! Ob nun die Schwangerschaft abgebrochen werden sollte, oder ob die Immunsuppressiva abgesetzt werden, ob sie durch Kortison ersetzt werden, ob man alles bei der bisherigen Dosierung belässt oder Immunglobuline bzw. Plasmaphere einsetzt werden, hängt sicherlich von vielen Faktoren ab. Immerhin haben neuere Studien gezeigt, das Imurek beim Menschen keine nachweislich schädigende Wirkung auf das Ungeborene hat. Bei Frauen, die nach einer Organtransplantation schwanger werden, soll sogar eine Fortführung der Imurek-Therapie empfohlen werden (allerdings hängt bei diesen Frauen das Überleben ganz maßgeblich von der Immunsuppression ab).

Es ist auf jeden Fall ratsam, in solchen Fällen im Internet nach neuen Forschungsergebnissen zu suchen! Antje hat unter www.lupus-live.de/die_krankheit/schwangerschaft_und_sle.htm sehr gute Informationen zum Thema Schwangerschaft und Immunsuppressiva und Tipps für die weitere Info-Suche zusammengestellt.

Während der Schwangerschaft:

Eine Verbesserung der MG ist während der Schwangerschaft ebenso möglich wie eine Verschlechterung. Mestinon bzw. Kalymin können unbedenklich eingenommen werden, sie stellen für das Ungeborene kein Risiko dar. Kortison wird als relativ sicheres Medikament während der Schwangerschaft angesehen und ist vermutlich das Mittel erster Wahl, wenn eine Immunsuppression während der Schwangerschaft erforderlich ist. Immunglobuline, Immunadsorption und Plasmapherese sind ebenfalls ohne besonderes Risiko für die Schwangerschaft.

Das Risiko von vorzeitigen Wehen und Frühgeburten soll bei Myasthenie-Müttern erhöht sein.

Die Schwangerschaft sollte frau nutzen, um Kraft für die Geburt und nicht zuletzt auch für die sehr anstrengende Zeit nach der Geburt zu sammeln. Eine stabile Myasthenie ist während der Schwangerschaft sinnvoll und wichtig auch für das Kind!

Die Geburt:

Da die Muskeln der Gebärmutter nicht von der MG betroffen sind, ist eine normale Geburt grundsätzlich möglich. Erst in der Austreibungsphase ist eine Mitarbeit anderer Muskeln erforderlich, sind diese zu schwach, kann der Einsatz von Saugglocke oder Zange sinnvoll sein. Bei Erschöpfung der Gebärenden kann ein Kaiserschnitt erforderlich werden, dies ist aber eher die Ausnahme. Die unbedingt erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen bezüglich einer Narkose bzw. lokalen Betäubung sollten unbedingt lange vor der Geburt mit den Ärzten besprochen werden.

Da während der Geburt die Verdauungsvorgänge unterbrochen sind, werden auch die Wirkstoffe aus Tabletten in dieser Zeit nur unzureichend vom Körper aufgenommen. Mestinon sollte bei Bedarf intravenös gespritzt werden.

Nach der Geburt:

15 bis 30 % der Neugeborenen von MG-Müttern haben nach der Geburt eine sog. neonatale MG, die aber binnen weniger Wochen von selber ausheilt. Die Symptome treten innerhalb weniger Tage nach der Geburt auf und zeigen sich vor allem in einer Schwäche beim Trinken und Schreien. Welche Kinder betroffen sind, lässt sich leider nicht vorhersagen und ist vom Zustand und dem Antikörpertiter der Mutter nicht abzuleiten. Jedes Neugeborene von einer MG-Mutter sollte deswegen einige Tage nach der Geburt ärztlich überwacht werden. Auch die frisch gebackene Mutter sollte sich sorgsam beobachten, denn die Hormonumstellung nach der Geburt kann bei rund 30% der Frauen eine Verschlechterung der Myasthenie verursachen. Aus diesen Gründen ist es sehr ratsam, für die Entbindung in eine Klinik mit angeschlossener Neugeborenen-Überwachungsstation und myasthenie-erfahrener Neurologie zu gehen.

Stillen:

Es ist zu beachten, das Medikamente in die Muttermilch übergehen. Bei Mestinon geht man inzwischen davon aus, das Mengen bis 300 mg bei einer stillenden Mutter unbedenklich sind. Aber nicht nur Medikamente, sondern auch die Antikörper der Mutter sind in der Milch zu finden. Ob Stillen vertretbar ist, wird daher sehr kontrovers diskutiert und sollte jeweils im Einzelfall entschieden werden.