Hund Pero

Erfahrungsberichte: Myasthenie beim Hund

Lange habe ich über einen Bericht über meinen Hund Pero nachgedacht. Allerdings wird es sicherlich einigen Ratsuchenden helfen.

Mein kleiner Pero. Ein schneeweißer Japanspitz von einer polnischen Züchterin. Die Züchterin war seriös und konnte uns Untersuchungen, Entwurmung und Impfungen nachweisen. Die Hundeeltern sahen gesund aus und die Welpen spielten lustig und bildeten ein weißes Knäuel. Die Züchterin war etwas traurig, dass ein Welpe soweit in Deutschland eine Familie gefunden hat und bat um einen Austausch, damit sie auch weiss, dass er in guten Händen ist. Also steckten wir den kleinen Welpen in ein Körbchen mit unzähligen Geschenken von Verwandten ins Auto und fuhren nach Deutschland. Zu der Zeit war er genau acht Wochen alt geworden.

Das erste halbe Jahr verlief wie im besten Hundewelpenbilderbu ch. Ich besuchte mit Pero eine Welpenschule, da Spitze keinen guten Ruf haben, den ich keinesfalls bestätigen kann. Pero spielte viel und gern, liebte andere Hunde, selbst mein Zwerkaninchen wurde vergöttert und andere Menschen, egal ob Säugling oder ältere Dame wurde freudewedelnd begrüßt.

Mit ungefähr einem halben Jahr traten erste Symptome auf, die uns anfangs nicht beunruhigten. Das waren gelegentliches Aufstoßen unverdauter Nahrung, was sich auf wenige Male im Monat beschränkte. Einmal fiel er von der dritten Treppenstufe. Er legte sich während des Spaziergangs hin und wich besonders stürmischen Hunden aus.

Nach cirka zwei weiteren Monaten fing eine Schonhaltung an. Nach dem Spaziergangsende krümmte sich sein Rücken, die sonst über den Rücken getragene Rute wurde steil nach unten getragen und ein trippelnder Gang. Also ging ich zum Tierarzt. Der Tierarzt fragte, ob er vielleicht irgendwo runtergefallen ist und ich erwähnte den Sturz von der Treppe vor zwei Monaten, die allerdings keine Folgen zu haben schien. Der Tierarzt konnte sich vorstellen, dass eine Prellung der Muskeln diesen Gang verursacht und gab mir Medikamte für Pero. Dazu einen Calciumpräparat, dass den Muskel- und Knochenaufbau im Junghundwachstum fördern solle.

Nun gab ich ihm diese Tabletten doch der trippelnde Gang wurde immer schlimmer, bis er nur noch kurze Strecken laufen konnte. Komisch waren die Erholungsphasen, nachdem Pero wieder völlig symptomfrei laufen konnte. Weiterhin fielen Muskelzuckungen sogar beim Schlafen auf. Das Aufstoßen unverdauter Nahrung häufte sich auch rapide.

Da mir der Tierarzt mit seiner seltsamen Diagnose nicht hell vorkam, ging ich zu einer weiteren Tierärztin, packte die Tabletten und Hund ein. Detailiert schilderte ich ihr das Verhalten und Symptomatik von Pero. Ihm wurde Blutabgenommen und Röntgenaufnahmen von Hüfte und Wirbelsäule gemacht. Beides blieb ohne Befund.

Pero ging es immer schlechter. Er konnte kaum einige Meter laufen und nahm ab.

Nachdem das Blutbild ausgewertet war (das dauerte eine Woche) und ohne Befund blieb. Sagte sie, dass sie einen Verdacht hat, aber dass dies äußerst selten wäre und sie noch nie so einen Fall hatte. Sie stellte die Diagnose zuerst als Verdacht der Myasthenia gravis und iniziierte Pero Mestinon. Plötzlich stand er als wäre vorher nichts gewesen, quichlebendig in der Tierarztpraxis. Ich konnte es kaum fassen und freute mich, fing an zu weinen und Pero schnappte es auf und wedelte und wedelte…. und machte erstmal groß mitten in der Praxis, weil er selbst dies nicht mehr in den letzten Tagen geschafft hatte.

Wir wurden also mit Medikamten für eine Woche ausgestattet, denn nur so viel hatte sie in der Praxis und mit einem Rezept bestückt gingen wir glücklich nach Hause. Es folgten die schönsten Tagen im Junghundleben an. Pero fing an zu laufen, musste sich allerdings durch den Muskelabbau noch schonen, genoß aber sichtlich seine wiedergewonnen Lauffähigkeit. Nach einigen Strapazen mit der Apotheke, wurden wir als montatlicher Dauerkunde akzeptiert und selbst in der Apotheke steckte Pero sie in den Hundecharme ein.

Pero entpuppte sich nun als (spitz-) frecher, äußerst intelligenter Hund. Da wir nicht lange Strecken mit ihm laufen konnten, musste ich ihn viel „geistlich“ fördern. Er konnte viele kleine Tricks, Suchspiele standen ganz oben auf der Liste und er war Meister im „Bleib&qout;. Legte man ihn selbst im belebten Park ab, er blieb und wartete beharrlich auf seinem Platz.

Doch es folgte ein weiterer Tiefpunkt. Peros allgemeine Befindlichkeit wurde schlechter. Er fraß normale Portionen, nahm allerdings immer mehr ab. Konnte kaum Futter im Magen behalten, wenn sie denn dort anlangte. Trotz des Kalymin (Mestinon war nicht mehr verfügbar) konnte er nicht weit laufen. Weiter kam ein trüber Blick, er hielt den Kopf gesenkt, wirkte sehr matt und seine Bewegungen wirkten schwer.

Wir fuhren wieder zur Tierärztin und ein weiteres Röntgenbild mit Kontrastmittel zeigte starke Verkrümmungen der Speise- und Luftröhre. Ein Schatten wies auf eine bakterielle Lungenentzünung an, ervorgerufen durch Futterreste. Mit Antibiotika kling die Lungenentzüngung innerhalb einer Woche ab und er wurde zu fast diesem Pero, den ich kannte. Nur das Füttern wurde umgestellt. Ich habe ihn auf Grund seiner geringen Größen hochgehalten und gleichzeitig gefuttert, was sehr gut ging. Ich griff auch auf ein Gemisch von Trocken- und Flockennahrung zurück. Dies ging sehr gut auch das hochhalten wurde schnell von ihm akzeptiert und er gewöhnte sich auch schnell daran, dass sein Trinkwassernapf um einiges höher stand als vorher.

Ich stelle die Spaziergänge um, so dass er öfters also vier- fünfmal, statt dreimal am tag draußen war, aber diese zeitlich verkürzte. Auch unser Garten war eine große Hilfe, da er sehr oft sein Bein heben musste. Die Nahrungsumstellung war zum Glück nicht sehr stark. Ich konnte auf das handelsübliche Angebot zurückgreifen, fütterte allerdings eine Paste vom Tierarzt dazu damit er nicht mehr so stark abbauen könnte. Langsam bauten sich wieder seine Muskeln auf und er machte einen zufriedenen Eindruck und zog weiter sein Umfelt mit seinem Auftreten ein.

Leider hielt es nicht lange. Die Speise- und Luftröhre war zu stark beeinflußt und es folgte trotz Mühe eine weitere Lungenentzündung, die er nicht überlebt hatte. Bis zum Schluß und heute immer noch, bleibt er als ein lieber intellgenter Hund, mein kleiner Pero, in Erinnerung. Ich weiss nicht, ob es zu spät erkannt wurde. Ich behalte ihn so in Erinngerung wie er war.

Er lernte mit seiner Krankheit umzugehen. Gewöhnte sich schnell an neue Nahrungszeiten und Mengen und Spaziergänge. Er akzeptierte es, dass er nicht immer mit jeden Hund läuferisch mithalten konnte und legte sich selbst hin, wenn er eine Pause brauchte.

Es war ein sehr lieber Hund und er ging als ein unheimlich anhänglicher Hundegenosse durch die Straßen.