Was vermeiden?

Oder besser ausgedrückt: Was kann die MG verschlechtern?

Es gibt etliche Dinge, auf die eine Myasthenie mit Verschlechterung reagieren kann – Dinge aus dem täglichen Leben und auch manche Medikamente. Wie deutlich eine solche Verschlechterung zu merken sind, ist individuell sehr unterschiedlich – deswegen ist die folgende Zusammenstellung keine strikte Verbotsliste, sondern eher eine Auflistung von Dingen, denen man mit gesundem Menschenverstand und entsprechendem Respekt vor der Myasthenie begegnen sollte!

Faustregel
vermeide alles, was die Muskeln entspannt und was „gut für´s Immunstem“ ist, das Immunsystem anregt und stärkt

Dinge im täglichen Leben, die die MG verschlechtern können

  • alles, was emotional / seelisch belastet
  • Stress
  • Nikotin, Rauch
  • Alkohol
  • alkoholfreies Bier
  • Chininhaltige Getränke (z.B. Bitter Lemon, Tonic Water)
  • Grapefruit/Pampelmuse (verändert die Wirkung vieler Medikamente, insbesondere auch der Imunsuppressiva!)
  • extreme Temperaturen (Hitze ebenso wie Kälte)
  • magnesiumreiches Mineralwasser
  • intensiv riechende Substanzen (Lösungsmittel, Putzmittel, Raumdeos, Parfüm etc.)
  • Infekte, ganz besonders solche mit Fieber
  • zuviel Mestinon
  • zuwenig Mestinon

Behandlungsmethoden und Hausmittel, die die MG verschlechtern können

  • Impfungen mit Lebendimpfstoffen (solche mit Totimpfstoffen sind besser verträglich)
  • Magnesium (als Mineraltabletten, in Abführ- und Magenmitteln, als Hausmittel gegen Muskelkrämpfe)
  • Mittel, die das Immunsystem anregen (z.B. Echinacea-Produkte, homöopathische Mittel gegen Erkältungen, spezielle Akupunkturpunkte)
  • Johanniskraut (verändert sehr massiv die Wirkung von Immunsuppressiva!)
  • ältere Allergie-Medikamente (diejenigen, die auch bei gesunden Menschen auffallende Müdigkeit hervorrufen; die modernen Mittel sind besser verträglich)
  • Botox bzw. Botulismustoxin (wird derzeit immer beliebter, um Faltenbildung im Gesicht zu reduzieren und bewirkt eine langanhaltende Lähmung der Muskeln)
  • Magnetfeldtherapie (verringert vermutlich die Signalübertragung vom Nervensystem)
  • Neuraltherapie (das verwendete Betäubungsmittel Procain blockiert die neuromuskuläre Übertragung)

Medikamente, welche die MG verschlechtern können

Wichtig: Medikamente darf man auf gar keinen Fall selbstständig absetzen, auch wenn sie auf dieser Liste aufgeführt sind. Es gibt fast immer gute Gründe, warum man diese Mittel einnimmt, und es gibt genug Fälle, in denen zu dieser Behandlung keine Alternative gibt. Grundsätzlich sollte jede Änderung der Medikation mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, im Zweifelsfall sollte auch der behandelnde Neurologe dazu befragt werden. Sollen Medikamente aus dieser Liste erstmalig genommen werden, sollte man mit seinem Arzt gemeinsam überlegen, ob es Alternativen dazu gibt oder welche Vorsichtsmaßnahmen anderenfalls getroffen werden können.

Die Medikamentenliste ist nicht vollständig – grundsätzlich sollte bei jeder Behandlung mit neuen Medikamenten auf Veränderungen der myasthenen Symptome geachtet werden.

  • Antibiotika

    (als gut verträglich gelten die Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine)

    • Aminoglycoside: z.B. Neomycin, Amikacin, Streptomycin
    • Ampillicin
    • Erythromycine: z.B. Erythrocin, Erycin
    • Gyrasehemmer/Chinolone: z.B. Tarivid, Ofloxacin, Ciprobay, Ciprofloxacin, Tanavic, Norfloxacin
    • Imipenem/Cilastatin
    • Lincomycine, Lincosamide: z.B. Albiotic, Clindamycin
    • Penicilline (in hoher Dosierung)
    • Polymyxine
    • Sulfonamide
    • Telithromycin: z.B. Ketek
    • Tetracycline: z.B. Vibravenös
  • Cortison

    bei Cortison in hoher Dosierung ist mit einer Verschlechterung der Myasthenie zu Beginn der Behandlung zu rechnen, es wird aber sehr erfolgreich zur Behandlung der Myasthenie verwendet

  • Entwässerungsmittel (Diuretika)

    • Acetazolamide: z.B. Diamox
    • Benzothiadiazine: z.B. Esidrex
    • Nifedipin und Verwandte
    • Tolterodin: z.B. Detrusitol
  • Herzmittel

    • Ajmalin: z.B. Gilurytmal
    • Betablocker: z.B. Trasicor, Lopresor, Oxprenolol, Pindolol, Practolol, Propranolol, Timolol, auch bei Anwendung als Augentropfen
    • Bretylium
    • Chinidin: z.B. Chinidin duriles
    • Kalziumkanalblocker/ Kalzium-Antagonisten: z.B. Verapamil, Diltiazem, Nifedipin und Verwandte
    • Lidocain: z.B. Xylocard
    • Mexitil
    • Procainamid
    • Trimethaphan
  • Hormone

    • Glukokortiocoide
    • Östrogen, Progesteron
    • Schilddrüsenhormone
  • Malariamittel und Rheumamedikamente

    • Chinin
    • Chloroquin: z.B. Nivaquine, Chloroquin, Plaquenil
    • D-Penizillamin !
    • Resochin
    • Quensyl
  • muskelentspannende Medikamente und Narkose

    der Narkosearzt sollte unbedingt über die Besonderheiten der Myasthenie informiert sein! Örtliche Betäubung ist hingegen meist unproblematisch

    • Curare und Derivate
    • depolarisierende Muskelrelaxantien: z.B. Succinolin
    • Methoxyfluran
    • Lidocain: z.B. Xylocain
    • Procain
    • Scopolaminbutylbromid: z.B. Buscopan
    • Tolperidon: z.B. Mydocalm
  • Schlafmittel, Psychopharmaka, Sedativa und Antikonvulsiva

    • Antidepressiva vom Amitriptylin-Typ
    • Antikonvulsiva: z.B. Diphenylhydantoin, Mephentytoin, Trimethadion
    • Barbiturate
    • Benzodiazepine und Strukturverwandte: z.B. Diazepam, Dormicum, Loramet, Normison, Rohypnol, Solatran, Tranxilium, Valium, Xanax, Zopiclon, Zolpidem
    • Carbamazepin
    • Chlorpromazin, Promazin und Verwandte
    • Diphenylhydantoin
    • Ethosuccimid
    • Hydantoin
    • Lithium: z.B. Quilonum
  • Schmerzmittel

    • Morphin und Derivate
    • Flupirtin
  • Sonstige

    • ACTH
    • Botulinumtoxin: z.B. Vistabel
    • Ganglienblocker
    • Interferon !
    • Jodhaltige Kontrastmittel
    • magnesiumhaltige Medikamente: z.B. Maaloxan, Magnesium-Diasporal, Mg 5-Sulfat
    • Nikotin-Membranpflaster
    • Tetanusantitoxin

! = kann Myasthenie auslösen und sollte unbedingt vermieden werden!

Quellen für die Medikamentenliste:
– Notfallpass für Myasthenia gravis von der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke;
– „Therapie und Verlauf neurologischer Erkrankungen“ von T. Brandt, J. Dichgans, HC. Diener. S. 1259-1283: Myasthenia gravis und myasthene Syndrome, von A. Melms und R. Hohlfeld. (2. und 4. Auflage – bei letzterer stammt die Liste von Prof. Hohlfeld);
– „Myasthenia gravis“ von Köhler und J. Sieb;
– Leitfaden für Myasthenia gravis-Patienten von Prof. Schumm und der Deutschen Myasthenie Gesellschaft;
– Angaben der Medikamentenhersteller