mehr zur Thymektomie

Eine Thymektomie wird bei vielen Betroffenen durchgeführt. Allerdings nicht bei allen. Das hat verschiedene Gründe.

Zunächst einmal ist es so, das die Operation keine Garantie auf Heilung mit sich bringt. Aber sie bietet durchaus reelle Chancen auf erhebliche Besserung oder gar auf Remission (also ein Leben ohne Symptome und ohne Medikamente). Wie groß diese Chancen sind, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Je früher die Operation nach Beginn der Erkrankung vorgenommen wird, desto größer sind die Chancen.
  • Je jünger der Patient bei Beginn der Erkrankung und bei Operation, desto größer die Chancen.
  • Bei vergrößertem Thymus und ungewöhnlicher Aktivität der Drüse sind die Chancen ebenfalls größer
  • Bei generalisierter Myasthenie sind die Chancen größer, als bei rein okulären Formen.
  • Wenn bei sero-negativer MG gleichzeitig Antikörper gegen MusK nachgewiesen sind, ist eine Thymektomie nach neueren Erkenntnissen nicht sehr aussichtsreich.

Gleichwohl können durchaus auch Patienten, die oben genannte Faktoren nicht mitbringen, von der Operation profitieren!

Bei Betroffenen, die erst im fortgeschritteneren Alter erkranken, ist der Thymus nur selten vergrößert, sondern meistens „atrophiert“, also geschrumpft. In diesen Fällen wird nur sehr selten operiert, ebenso bei jüngeren Patienten, bei denen im CT kein Thymusgewebe sichtbar ist. Und auch bei Kindern vor der Pubertät wird nur selten operiert; man geht davon aus, das bis zur Pubertät der Thymus vermutlich noch für die Entwicklung des Immunsystems wichtig sein könnte.

Besteht der Verdacht auf ein Thymom (der in manchen Fällen Thymusdrüsenkrebs bedeuten kann), dann wird eine Thymektomie fast immer und oft sehr schnell vorgenommen, um das veränderte Gewebe möglichst schnell aus dem Körper zu entfernen. Es gibt beim Thymusdrüsenkrebs gutartige und leider auch bösartige Formen, letztere können auch in die umgebenden Gewebe (Herzbeutel. Lunge, etc.) einwachsen. Oft ist bei Thymomen anschließend eine Strahlenbehandlung erforderlich. Die gute Nachricht für Thymompatienten: Mit etwas Glück ist bei ihnen die Myasthenie nur durch den Krebs ausgelöst und kann nach erfolgreicher Thymombehandlung komplett ausheilen.

Grundsätzlich ist die Thymektomie keine Notoperation. Ist man aufgrund einer schweren Myasthenie sehr schwach, dann wird normalerweise zunächst die Myasthenie stabilisiert, bevor man sich an die Operation macht.

Es gibt inzwischen zwei verschiedene Möglichkeiten, wie die Operation gemacht werden kann: Entweder wird der Brustkorb geöffnet, oder es wird endoskopisch operiert. Beide Verfahren haben ihre Vor- und Nachteile.

Bei der herkömmlichen Variante mit Öffnung des Brustkorbes (dafür wird in den meisten Fällen das Brustbein durchtrennt) hat der Chirurg einen sehr guten Überblick über das Operationsfeld und hat es damit leichter, den oft sehr verzweigt wachsenden Thymus und versprengte „Thymusinselchen“ komplett zu entfernen. Dafür ist die Operation für den Patienten relativ belastender, die Wundheilung dauert länger und es entsteht eine recht große Narbe.

Bei der endoskopischen (auch thorakoskopisch genannten) Variante dauert der Eingriff oft weniger lange und ist damit schonender für den Patienten. Zudem geht die Heilung der Operationswunden nach dem Eingriff schneller vonstatten (weil eben nur durch 3 kleine Einschnitte hindurch operiert wird) und es gibt nur kleine Narben. Allerdings erfordert der Eingriff recht viel Erfahrung beim Chirurgen, weil das Operationsfeld weniger übersichtlich ist und versprengte Thymusteile weniger leicht zu finden sind.

Nach der Operation kommt man in der Regel für 1-2 Tage auf die Intensivstation, um bei eventuell auftretenden Schwierigkeiten mit dem selbstständigen Atmen nach der Narkose sofort Hilfe bekommen zu können.

Die Wirkung der Thymektomie lässt meist länger auf sich warten. Einzelne Glückliche merken eine Besserung schon nach wenigen Tagen, bei anderen dauert es Wochen, Monate oder gar Jahre. Aber immerhin gibt es Studien, nach denen bis zu 80% aller operierten langfristig eine erhebliche Besserung haben.